Volksgarten Mon Amour

Die Ausstellung „Volksgarten Mon Amour“ handelt von der Hingabe an das Unvermeidliche und der künstlich geschaffenen Landschaft eines Parks als Exil.

Wie lange genau hat der „kulturelle Lockdown“ gedauert? Gefühlt ewig. Umso mehr wissen Kunstinteressierte zu schätzen, dass es jetzt wieder Werke außerhalb von Screens und digitalen Führungen zu sehen gibt. So auch in der Galerie Martin Leyer-Pritzkow in der Grupellostraße: die aktuelle Ausstellung „Volksgarten Mon Amour“ zeigt eine Serie von großformatigen Zeichnungen, die Susanne Giring im Winter 2020/21 begonnen hat. Erstmalig wendet die in Düsseldorf lebende Künstlerin dabei ihren Blick ab von großen tropischen Landschaften – einen Blick, der in den letzten Jahren insbesondere durch ihre Erlebnisse auf Reisen und einer radikalen Demut gegenüber der Natur geprägt war. Wie Tausende andere Menschen mit ihr hat Susanne Giring ihren Fokus in der Zeit des Pandemiegeschehens auf ihre direkte Umgebung verkleinert – eine Tatsache die ihre Arbeiten mit einem Höchstmaß an Relevanz auflädt. 

Das Thema ihrer Serie ist der Volksgarten, ein städtisch angelegter Park, nicht weit von ihrem Zuhause entfernt. Für sie und viele andere ein Synonym für einen Fluchtpunkt, ein Stück künstlich geschaffene Landschaft, ein Ort, an den sich die Menschen in der von Menschen gemachten Welt zurückziehen können. Gezeigt werden Zeichnungen auf Papier mit Pastellkreide, in denen sich die Grenze zwischen Malerei und Zeichnung nahezu aufzulösen scheint. Besonders reizvoll ist hierbei – neben dem reduzierten Fokus – auch die Reduktion der Farbigkeit. 

Da die Arbeit an der Werkgruppe im Winter begann, sind die verwendeten Farbtöne erdig, fast farblos. Mit diesen Bildern in Grauwerten spielt die Künstlerin auf eine übergeordnete Zeitlosigkeit an und verbindet so das Gestern, das Heute und das Morgen.

Martina Päkel

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